Tuesday Facts-Special zum Black History Month

Im Februar haben wir anlässlich des jährlich stattfindenden „Black History Month“ jeden Dienstag einen Blick auf die Geschichte der schwarzen Bevölkerung geworfen.

In den USA und Kanada wird der Black History Month seit 1926 gefeiert. Dieser geht auf den US-amerikanischen Historiker Carter G. Woodson zurück. Ursprünglich hieß der Black History Month Negro History Week und wurde in der zweiten Februarwoche begangen. Da die Geschichte der Schwarzen bisher geschichtlich kaum dokumentiert wurde, sollte diese Woche die Kultur und Geschichte zelebrieren und in den Vordergrund stellen. Im Februar wurden wichtige Personen der schwarzen Geschichte wie der US-Präsident Abraham Lincoln oder der Dichter Langston Hughes geboren, weshalb der Februar als Monat gewählt wurde.

Seit 1976 wird der Black History Month auch von den US-Präsidenten als solcher ausgerufen. Inzwischen hat sich der Gedenkmonat auch in vielen anderen Staaten verbreitet, zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen werden im Februar organisiert. In diesem Jahr beschäftigt sich der Black History Month mit dem Thema schwarzer Gesundheit und Wellness. Die Errungenschaften schwarzer Mediziner:innen, aber beispielsweise auch von geburtshelfenden Personen oder der Naturheilkunde sollen in den Vordergrund gestellt werden.

Die Geschichte der schwarzen Identität in Europa blickt bereits auf eine lange Vergangenheit zurück – viele Erzählungen und Errungenschaften sind bisher jedoch nicht ausreichend in den Blickpunkt geraten.

Weiße Widerstandskämpfer:innen, die sich dem Nazi-Regime entgegengestellt haben, wurden in Film, Fernsehen und Popkultur gefeiert. Was ist mit Schwarzen? Es könnte der Eindruck entstehen, dass diese Menschen in der Widerstandsbewegung gar keine Rolle gespielt haben – doch dem ist nicht so.

Ein Beispiel dafür ist Josephine Baker. Die gebürtige US-Amerikanerin und Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin nahm 1937 die französische Staatsbürgerschaft an. Immer wieder nutzte sie ihre Bekanntheit dafür, auf wichtigen Treffen Informationen über deutsche Truppenbewegungen zu sammeln.

Doch es sind nicht nur bekannte Persönlichkeiten wie Josephine Baker, die sinnbildlich für den Einsatz schwarzer Menschen gegen das Nazi-Regime stehen. Es sind auch die vielen Menschen, deren Namen wir nicht kennen, die Großes geleistet haben.

Inzwischen hat sich das Bewusstsein erfreulicherweise gewandelt, und immer mehr Gedenkstellen an Personen, die sich dem Regime entgegengestellt haben, werden errichtet. An August Agboola Browne wird beispielsweise mit einem Monument in Warschau erinnert. Der Schauspieler und Jazz-Sänger schlug sich in Polen als Tagelöhner über die Runden, ehe er sich dem Widerstand anschloss – er entkam mehrmals dem Tod und half Menschen bei der Flucht aus Konzentrationslagern.

Meilensteine der schwarzen Geschichte (Auswahl)

1619: Aufkommen schwarzer Sklaverei in Nordamerika: Um die benötigte Arbeitskraft in den schnell wachsenden Kolonien in Nordamerika zu befriedigen, werden sukzessive schwarze Menschen als Sklav:innen nach Nordamerika gebracht. Schätzungen zufolge wurden allein im 18. Jahrhundert zwischen sechs und sieben Millionen Menschen für diesen Zweck aus Afrika nach Nordamerika gebracht.

1793: Aufstieg der Baumwollindustrie: Nach dem Unabhängigkeitskrieg in Nordamerika stürzte die Südhälfte der USA in eine Wirtschaftskrise. Der Preis für Sklav:innen sank vor allem, da der Boden für die Tabakproduktion nicht mehr geeignet war. Das Aufkommen der Baumwollherstellung konnte diesen Trend stoppen und es wurden wieder neue Sklav:innen benötigt.

August 1831: Nat Turners Sklavenrebellion: Nat Turner startete 1831 die einzige erfolgreiche Rebellion der Geschichte der USA. Sie töteten ihre weißen Grundbesitzer:innen und befand sich danach auf der Flucht, ehe er letztlich gefunden und erhängt wurde. Die strengeren Gesetze gegen die Sklav:innen als Reaktion auf die Rebellion verstärkten gleichzeitig die Anti-Sklavereibewegung im Norden und verstärkten die regionalen Spannungen.

1831: Abolitionismusbewegung: Vor allem in nördlichen Staaten mobilisierte sich die Anti-Sklavereibewegung im Laufe des 19. Jahrhunderts. Der aus Massachusetts stammende William Lloyd Garrison gründete die Zeitung „The Liberator“ und ging als wichtige Stimme der Bewegung in die Geschichtsbücher ein.

16. Oktober 1859: Überfall auf Harpers Ferry: Der aus Connecticut stammende John Brown unterstützte schon lange die Anti-Sklavereibewegung. In der Nacht des 16. Oktobers 1859 überfiel er mit einer Gruppe das Waffenarsenal Harpers Ferry in Virginia, um die Waffen in einer größeren Aktion gegen die Sklavereibetreiber:innen einzusetzen. Sie besetzten das Arsenal, ehe sie vom Militär bezwingt wurden. Brown blieb als Märtyrer für die Abschaffung der Sklaverei in Erinnerung.

1861: Bürgerkrieg und Emanzipation: Im Frühjahr 1861 eskalierte der Konflikt zwischen den Nord- und Südstaaten. Die 11 Südstaaten gründeten die Konföderierte Staaten von Amerika. Der gewählte Präsident Abraham Lincoln, der bereits einige Gesetze zur Abschaffung der Sklaverei eingeführt hatte, wollte mit dem Krieg die neue Konföderation erhalten. Am 1. Januar 1863 erklärte er schließlich alle Sklav:innen innerhalb der Konföderation für emanzipiert und frei.

1865 – 1877: Mit dem 13. Verfassungszusatz wurde die Sklaverei für abgeschafft erklärt. Die Situation der schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten blieb jedoch ungeklärt. Vor allem die von Weißen eingeführten „Black Codes“ sahen neue Restriktionen für die schwarze Bevölkerung vor schränkten ihre Freiheit ein. Weißer Widerstand, vor allem der Ku Kux Klan, versuchte in den 1870er-Jahren aktiv, durch Gewaltanwendung und Wählereinschüchterung, den Zugang der schwarzen Menschen zu den demokratischen Wahlen zu beschränken. Trotz weiterer Verfassungszusätze (14. & 15. Amendment), die das Wahlrecht für Schwarze sichern sollten, hat sich an ihrer wirtschaftlichen und politischen Situation nur wenig verändert.

1896: Mit dem Ende der Wiedereingliederung der Südstaaten nach dem Sezessionskrieg begann auch die Einführung erster Gesetze zur Rassentrennung, auch als „Jim Crow“-Gesetze bekannt. So wurden schwarze und weiße Menschen in Schulen oder im öffentlichen Personenverkehr getrennt – nach der Maxime „getrennt aber gleich“.

1920: Harlem Renaissance: Erstmals wandten sich Autor:innen und Publikationen afroamerikanischer Literatur, Kultur und Kunst zu und brachten diese in den Mainstream. Viele schwarze Persönlichkeiten wurden zu dieser Zeit bekannt. Doch abhängig waren sie weiterhin von weiß dominierten Verlagshäusern und oftmals traten sie vor einem weißen Publikum auf.

1941: Mehr als 500.000 schwarze Amerikaner:innen kämpften in Übersee für die USA im Zweiten Weltkrieg. Nach Vorschrift waren schwarze und weiße Streitkräfte in getrennten Einheiten zu organisieren. Erst 1948 wurden die Einheiten nach Exekutivanordnung des Präsidenten Truman zusammengeführt.

1963: Protestmarsch um Martin Luther King: Am 28. August 1963 marschierten über 250.000 Menschen in Washington für Freiheit und Beschäftigung, der bis dato größte Protestmarsch in Washington. In Erinnerung blieb vor allem die Rede von Martin Luther King, der den jahrhundertelangen Kampf der schwarzen Menschen nach Gleichberechtigung aufzeigte. Für die Civil Rights-Bewegung war seine Rede ein entscheidender Moment.

964: Civil Rights Act: Unter Präsident John F. Kennedy wurden zahlreiche Gesetzesreformen auf den Weg gebracht, die die schwarze Bevölkerung vor Diskriminierung schützen, ihnen gleiches Wahlrecht zusicherte und die Rassentrennung in allen Bereichen abschaffte.

1965: Voting Rights Act: Der Voting Rights Act schaffte weitere noch bestehende Hürden für die schwarze Bevölkerung ab, etwa die Pflicht eines Alphabetisierungstests, um wählen zu können. Die Wahlbeteiligung schwarzer Menschen stieg in Folge in vielen Staaten rapide an.

Und heute?

Mit dem ersten schwarzen US-Präsidenten Barack Obama hatten viele das Gefühl, dass das Versprechen des „land of opportunity“ für alle tatsächlich Realität wird. Doch müssen wir auch erkennen, dass es weiterhin systematische Diskriminierungen der schwarzen Menschen gibt: Zuletzt zeigte dies etwa der Mord an George Floyd durch einen weißen Polizisten, aber auch der Mord an Breonna Taylor und so vielen anderen, deren Namen wir nicht kennen. Auch das ist eine Erkenntnis, auf die der Black History Month aufmerksam machen soll: Es ist wichtig, die Geschichte zu kennen, um zu wissen, dass es noch viel zu tun gibt, im hier und jetzt.

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